Akupressurmatten – wie effektiv sind sie wirklich?

Studien weisen auf eine deutliche Wirksamkeit bei physischen und psychischen Beschwerden hin

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Rücken- und Nackenschmerzen, Verspannungen, Stress – eine Akupressurmatte verspricht schon nach der ersten Anwendung eine Linderung solcher Beschwerden. Gerade Homeoffice-Geplagte greifen gerne auf diese populäre Methode zur Selbstbehandlung zurück.

Akupressurmatten vereinen die Nadelstichtechnik der Akupunktur mit dem Druck der Akupressur und lassen sich ohne Vorkenntnisse bequem zu Hause einsetzen. Selbst ein meditativer und vitalisierender Effekt wird ihnen nachgesagt. Aber wie effektiv sind Akupressurmatten wirklich? Und wie wirken sie überhaupt? In diesem Ratgeber bekommen Sie darauf Antworten.

Akupressurmatten im Überblick

Was ist Akupressur?

Als alternative Behandlungsmethode entspringt die Akupressur der traditionellen chinesischen Medizin. Nach ihrer Auffassung fließt die Lebensenergie Qi durch die Bahnen des Körpers, die auch Meridiane genannt werden. Ein ungehinderter Fluss der Lebensenergie Qi ist dabei unerlässlich für die Gesundheit: Kommt es zu Störungen in dem Fluss, entstehen Schmerzen oder sogar Krankheiten.

Ziel der Akupressur ist es, die Meridiane zu erreichen. Dafür wird auf bestimmte Energiepunkte Druck ausgeübt, um Blockaden zu lösen und den Energiefluss Qi wiederherzustellen. Akupressuren werden vorwiegend bei Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Verspannungen und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Ähnlich wie bei Massagen fördert der ausgeübte Druck die Durchblutung und wirkt schmerzlindernd.

Was ist der Unterschied zwischen Akupunktur und Akupressur?

Die Akupunktur hat ihre Wurzeln ebenfalls in der traditionellen chinesischen Medizin. Anders als bei der Akupressur wird hier jedoch nicht mit Druck, sondern mit Nadelstichen gearbeitet. Die Druckunkte werden mit feinen Nadeln stimuliert, um den Fluss des Qi positiv zu beeinflussen. Laut Weltgesundheitsorganisation wird die Akupunktur vor allem bei chronischen Schmerzen, Migräne, Bewegungseinschränkungen, einer Vielzahl psychosomatischer Erkrankungen wie auch Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen angewendet. Eine Akupunktur wirkt stärker als eine Akupressur und ist daher nicht zur Selbstbehandlung geeignet.

Was ist eine Akupressurmatte?

Akupressurmatten vereinen die Methoden der Akupunktur und Akupressur. Stumpfe, meist zu Rosetten angeordnete Kunststoff-Spitzen üben Druck auf die Meridiane aus, ohne dabei die Haut zu durchstechen. Akupressurmatten sind die moderne Version eines Nadelbetts, welches schon indische Fakire zur Meditation benutzt haben.

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Akupressurmatten sind auch unter folgenden Namen bekannt:

  • Blumenfeldmatte
  • Nadelmatte
  • Stachelmatte
  • Yantramatte
  • Fakirmatte
  • Vitalmatte
  • Pranamatte
  • Shaktimatte
  • Spikamatte
  • Massagematte

Trotz der unterschiedlichen Namen handelt es sich um ein und dieselbe Matte. Für gewöhnlich sind die Nadelmatten mit Schaumstoff oder Kokosfasern gefüllt und von Stoff umhüllt, auf dem die Kunststoff-Spitzen angebracht sind. Die klassische Variante ist groß genug, um Rücken und Oberschenkel zu bedecken. Meistens wird sie in Kombination mit einem Nadelkissen für Kopf und Nacken angeboten. Die Matten lassen sich leicht falten oder zusammenrollen, – so bleiben Sie mobil und können Ihre Übungen auch im Freien durchführen.

Bei welchen Beschwerden hilft die Akupressurmatte nachweislich?

Es ist unumstritten, dass Akupressurmatten Reaktionen im Körper auslösen. Durch die Reizung der Nervenbahnen werden biochemische Prozesse in Gang gesetzt, die Schmerzen abschwächen können.

Auch die Studienlage ist eindeutig: Das Community Wholistic Health Center in Carborro, North Carolina, erforschte schon 1999 die Wirksamkeit der Akupressurmatte. In der Pilotstudie des Forscherteams um Tanya Zilberter erfuhren 98 Prozent der 200 Probandinnen und Probanden durch die Anwendung der Matte eine Linderung ihrer chronischen Schmerzen. Über 90 Prozent der Beteiligten fühlte sich entspannter und schlief besser. 81 Prozent verspürten mehr Energie.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2012 bekräftigt diese Ergebnisse. Die Forscherinnen und Forscher der Universität Duisburg-Essen bewiesen eine Linderung von Nacken- und Rückenschmerzen beim regelmäßigen Einsatz einer Akupressurmatte. Zudem hoben sie hervor, dass die Nadelmatten einfach zu bedienen und sicher seien, – ganz ohne einen Therapeuten.

Die Behandlung kurbelt Glückshormone an

Wie die Medizinerin Nancy Selfridge herausfand, helfen die bei Verwendung der Akupressur ausgeschütteten Endorphine nicht nur bei Schmerzen, sondern ebenso bei Stress, Angst, Unwohlsein und depressiven Verstimmungen. Wenn Sie die Akupressurmatte regelmäßig benutzen, steigert das ihre allgemeine Leistungsfähigkeit. Eine Anschaffung lohnt sich also auch bei leichten Beschwerden, vorbeugend oder nur zur Entspannung.

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Akupressurmatten helfen bei:

  • Rücken- und Nackenschmerzen
  • Verspannungen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Schlafstörungen
  • Stress
  • Müdigkeit
  • Depressionen
  • Angstzuständen

Aber: Akupressurmatten sind kein Allheilmittel

Die Effektivität der Nadelmatten ist belegt – aber bei vielen Beschwerden ist die Wirksamkeit auf den Heilungsprozess noch nicht erforscht. Deshalb gilt: Wenn Sie unter starken oder unklaren Beschwerden leiden, suchen Sie am besten einen Arzt auf.

Wie wirkt und funktioniert die Akupressurmatte?

Sobald sie auf der Akupressurmatte liegen, drückt Ihr eigenes Körpergewicht die Kunststoff-Spitzen gezielt in Ihre die Haut. Dadurch werden Druckpunkte, Muskeln und Nerven stimuliert und eine Reihe von Hormonen ausgeschüttet, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Zudem löst die sanfte Druckmassage der Spitzen verhärtete Muskeln und Sehnenansätze auf – das bedeutet mehr Bewegungsfreiheit und weniger Beschwerden.

Anwendungsbereiche und Übungen

Auf welche Art und wie häufig eine Akupressurmatte eingesetzt wird, hängt von den Beschwerden und der erwünschten Wirkung ab. Bei der klassischen Grundstellung legen Sie sich mit Rücken und Oberschenkel auf die Nadelmatte und stimulieren so die Nacken- und Rückenmuskulatur. Wie das am besten funktioniert, ist in diesem Video vom Gesundheits- und Büromöbelunternehmen Ergotopia dargestellt. Bereits 15-20 Minuten in dieser Position reichen aus, um Stress abzubauen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Gängige Übungen sind außerdem:

  • Die Bauchlage: In dieser Lage lösen sich Verspannungen im Bauch und der Atemmuskulatur. Menstruationsbeschwerden lassen sich so ebenso zum Positiven beeinflussen wie die Verdauung. Dauer: 15-20 Minuten.
  • Sitzen: Über einen Stuhl gelegt, fördert die Akupressurmatte so die Durchblutung des Gesäßes und unteren Rückens. Dauer: 20-30 Minuten.
  • Die Fußmassage: Hat eine ähnliche Wirkung wie ein warmes Fußbad. Entweder stellen Sie sich pro Bein für 5 Minuten auf die Matte oder Sie legen ihre Füße beim Sitzen darauf ab. Dauer: 5 bis 20 Minuten.
  • Die Seitenlage: Löst Verspannungen zwischen den Rippen, um so die Atmung zu erleichtern. Dauer: 10-15 Minuten.
  • Die Kopflage: Den Kopf seitwärts auf der zusammengerollten Matte oder einem Nadelkissen abzulegen, löst Verspannungen auf. Dauer: 10-15 Minuten.

Einsteiger sollten es langsam angehen lassen

Bei den ersten Anwendungen sollten Sie 5 bis 10 Minuten nicht überschreiten, um Körper und Haut an die neuen Reize zu gewöhnen. Später können Sie ohne Weiteres auf 30 bis 45 Minuten verlängern. Zudem empfiehlt es sich für Einsteiger, ein Handtuch oder dünnes Shirt zwischen Haut und Nadeln zu legen, – so kann der Druck abgemildert werden. Bei längerem Liegen auf der Matte bleiben unter Umständen rote Flecken auf der Haut zurück. Die sind aber bloß ein Zeichen für die stärkere Durchblutung und verschwinden nach kurzer Zeit rückstandslos.

Außerdem: Je mehr Nadeln eine Matte hat, desto größer ist die Gewichtsverteilung. Anfänger greifen daher besser auf ein Modell mit vielen Spitzen zurück.

Akupressurmatten – was ist zu beachten?

Nebenwirkungen

Bis auf eine Rötung der Haut sind keine Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Verwendung einer Akupressurmatte bekannt. Manche Menschen können den Druck jedoch als zu unangenehm empfinden und sich deshalb unwohl fühlen. Folgende Gruppen sollten von dem Gebrauch einer Akupressurmatte jedoch absehen:

  • Schwangere: Die Durchblutungsfördernde Wirkung der Anwendung kann bei einer Schwangerschaft frühzeitig zu Wehen führen
  • Menschen mit offenen Wunden, Diabetes oder Hauterkrankungen: Bereits belastete oder zu offenen Wunden neigende Haut kann durch die Stimulierung noch mehr gereizt werden
  • Kinder unter 8 Jahren: Generell dürfen Kinder die Matten unter Aufsicht ihrer Eltern benutzen. Manche Kinder reagieren allerdings empfindlich auf die Spitzen

Vorsicht ist außerdem geboten, wenn Sie unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Vor der Anwendung sollten Sie Ihren Arzt um Rat fragen.

Wie viel kostet eine Akupressurmatte?

Akupressurmatten sind in verschiedenen Modellen erhältlich, daher fallen die Kosten unterschiedlich aus. Die kostengünstigsten Matten bewegen sich in der Preisklasse von 15 bis 50 Euro. Je mehr Spitzen eine Matte besitzt, desto teurer wird sie. Eine hochwertige Akupressurmatte mit vielen Spitzen kann schon mal mit einem Preis im dreistelligen Bereich aufwarten.

Für Einsteiger empfiehlt sich eine Matte im unteren bis mittleren Preissegment. So können Sie erst einmal ausprobieren, ob die Akupressurmatte ihren Vorstellungen entspricht. Aber Achtung: Richten Sie sich beim Kauf Ihrer Matte nach Erfahrungen anderer Kunden oder Tests fachlich seriöser Webseiten – bei schlechter Verarbeitung kann es sonst passieren, dass Sie sich Schürfwunden zuziehen.

Wichtig beim Kauf ist auch, dass die Matte rutschfest ist, um einen sicheren Halt zu gewährleisten. Einen umfangreichen Testbericht samt Testsieger finden Sie hier.

Fernab des Internets können Sie Akupressurmatten vorrangig in Sportgeschäften kaufen. Das bringt zwar mehr Aufwand, aber auch den Vorteil einer persönlichen Beratung mit sich. Wenn Sie die Matten allerdings lieber vergleichen wollen, empfiehlt sich ein Kauf über Online-Händler.

Welche Modelle gibt es?

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Die Akupressurmatte für den Bauch und Rücken

Diese gängige Variante ist in der durchschnittlichen Größe von 65 x 45 cm oder in der XL-Version mit bis zu 130 x 50 cm erhältlich. Beide Versionen eignen sich besonders gut für den Rücken und Bauch. Die Anzahl der Nadeln variiert je nach Modell von 4000 bis 16.000 Stück. Je mehr Nadeln eine Matte hat, desto besser werden Gewicht und Druck verteilt. XL-Matten sind allerdings kostspieliger als ihre kleineren Verwandten.

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Die Akupressurmatte für die Füße

Mit einer Größe von 40 x 40 cm sind Fuß-Akupressurmatten ideal für die Behandlung der Füße. Diese Matten sind besonders mobil und werden zu treuen Begleitern für alle, die schnell kalte Füße bekommen. Da hier weniger Material verarbeitet wird, sind sie preiswerter als normalgroße Matten.

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Akupressurkissen

Die speziellen Kissen haben meist die Form einer Nackenrolle oder einer ergonomischen Nackenstütze. Akupressurkissen eignen sich vor allem für die Anwendung im Schulter-, Nacken- und Kopfbereich.

Akupressurmatten im Set

Viele Händler bieten ganze Akupressurmatten-Sets an, die verschiedene Varianten beinhalten. Diese Sets sind die beste Wahl für alle, die sich nicht auf eine Nutzungsmöglichkeit beschränken möchten.

Das Wichtigste zur Akupressurmatte auf einem Blick

  • Wurzelt in der traditionellen chinesischen Medizin und kombiniert die Methoden der Akupunktur und Akupressur
  • Erwiesene Wirksamkeit bei physischen und psychischen Beschwerden
  • Einfache Anwendung ohne Vorkenntnisse
  • Vielseitig und mobil einsetzbar
  • Kurbelt die Produktion von Glückshormonen an
  • Preiswerte Methode zur alternativen Selbstbehandlung
  • Diverse Modelle für unterschiedliche Übungen
  • Keine Nebenwirkungen
  • Nicht für alle empfohlen

Fazit

Eine Akupressurmatte hat keine Nebenwirkungen und kann ohne besondere Kenntnisse benutzt werden. Sie ist kostengünstiger als der Gang zum Masseur oder Heilpraktiker und ist überall zu jeder Zeit einsatzbereit. Diverse Studien belegen den positiven Effekt der Akupressurmatten auf Schmerzen, Verspannungen und dem psychischen Wohlbefinden.

Dennoch eignet sich eine Akupressurmatte nicht für alle Beschwerden und Personengruppen: Menschen mit Hautproblemen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schwangere werden hier ausgeschlossen. Besonders empfindliche Zeitgenossen können den Druck der Nadeln außerdem als zu unangenehm oder gar schmerzhaft empfinden. Bei ernsthaften Erkrankungen ersetzt die Verwendung der Matte zudem keine ärztliche Behandlung. Aber: Akupressurmatten aktivieren nachweislich die körpereigene Selbstheilung und verbessern die Lebensqualität.

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