Akustisches oder elektronisches Stethoskop – beide Varianten im Detail

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Bei der Suche nach einem guten Stethoskop steht ganz zu Beginn die Entscheidung an, ob es sich um ein akustisches oder ein elektronisches Stethoskop handeln soll. Beide Varianten bringen ihre Vor- und Nachteile mit. Gerade dann, wenn das medizinische Gerät jedoch im Klinikalltag ständig eingesetzt wird, ist eine elektronische Variante oft eine Erleichterung.

Wie kam es zur Entwicklung des Stethoskops?

Heute ist es kaum vorstellbar, dass es einmal eine Zeit gab, in der Ärzte kein Stethoskop um den Hals getragen haben. Tatsächlich handelt es sich um eines der wichtigsten Instrumente, wenn es um die Diagnostik im medizinischen Bereich geht. Die Geschichte des Stethoskops begann bereits 1816. Zur damaligen Zeit hat René Laënnec, ein französischer Arzt, eine Erfindung gemacht, die für eine Revolution in der Diagnostik sorgen sollte.

Der Arzt hat sich entschieden, für die Diagnose bei einer seiner Patientinnen, nicht das Ohr auf die Brust zu legen. Dies war zur damaligen Zeit üblich, um auffällige Körpergeräusche wahrnehmen zu können. Der Arzt entschied sich jedoch, an dieser Stelle auf eine Papierrolle zu setzen. Er legte das eine Ende auf den Körper der Patientin und hörte durch das anderen Ende die Körpergeräusche. Mit dieser Prozedur stellt er fest, dass er auf diese Weise Auffälligkeiten sogar noch besser hören konnte. Er nahm sich vor, der Sache auf den Grund zu gehen und schuf ein Hörrohr aus Holz. Das war der Vorreiter zu dem heutigen Stethoskop.

Das Stethoskop, wie es heute bekannt ist, wurde allerdings erst später entwickelt. Varianten, die über einen flexiblen Schlauch verfügten, entstanden durch die Entwicklungen von George Camman und Arthur Leared in den 1850ern. Dabei setzten sich die Modelle aus zwei Ohrstücken sowie einen Endstück mit Trichterform zusammen. Der italienische Arzt, Aurelio Bianchi, entwickelte eine zusätzliche Wasserdichtung. Diese diente als Grundlage für die Entwicklung der heute bekannten Bruststücke mit Membran.

Die akustischen Stethoskope als Klassiker in der Medizin

Heute wird zwischen den akustischen und den elektronischen Stethoskopen entschieden. Die akustischen Stethoskope sind nach wie vor die Klassiker, die besonders häufig von Ärzten und auch von Pflegepersonal verwendet werden. Ihre Funktionsweise basiert auf physikalischen Grundlagen. Durch die Zusammenstellung sind sie in der Lage, Körpergeräusche deutlich zu übertragen. Nach wie vor gibt es sogar einfache Varianten aus Holz, die vor allem von Hebammen und Frauenärzten eingesetzt werden, um die Herztöne der Ungeborenen abzuhören.

Die akustischen Stethoskope setzen sich normalerweise aus drei einzelnen Elementen zusammen:

  1. Ohrbügel mit Ohroliven
  2. Schlauch
  3. Kopf

Der Kopf wird auch als Bruststück bezeichnet. Er ist besonders komplex. So verfügt er über die sogenannte Membran. Diese ist in der Lage, die akustischen Wellen, die für eine Übertragung notwendig sind, aufzunehmen. Die Wellen versetzen die Membran in Schwingungen. Es erfolgt eine Weitergabe der Informationen über den Schlauch an die Ohren. Hier kommen die Ohrbügel zum Einsatz. Sie werden auch als Röhrchen bezeichnet.

Sie nehmen die Wellen auf und leiten diese weiter in die Ohren bis hin an das Trommelfell. Die Ohrbügel sind mit den Oliven versehen. Die Bezeichnung basiert auf der Form und auch der Farbe. Beides erinnert an Oliven. Die Oliven können aus hartem oder auch aus einem weichen Kunststoff oder Silikon bestehen. Sie haben die Aufgabe, die Gehörgänge abzudichten.

Damit die Oliven diese Abdichtung vornehmen können, werden die zwei Ohrbügel durch einen robusten Federbügel miteinander kombiniert. Dieser sorgt dafür, dass die Oliven mit einem leichten Druck in den Ohren liegen. Wenn das Stethoskop nicht genutzt, sondern um den Hals getragen wird, ist der Bügel die Halterung, da er die Bügel auch hier zusammenzieht und das Gerät so nicht vom Hals herunterrutschen kann.

Heute werden Modelle mit einem oder auch mit zwei Schläuchen angeboten. Die Doppelschlauch-Stethoskope werden gerne genutzt, um mögliche Störfaktoren im Gerät komplett auszuschließen. Hier führt ein Schlauch zu jedem Ohr. Das heißt, jedes Ohr hat seinen eigenen Schlauch.

Wenn einer der beiden Schläuche die Übertragung der akustischen Daten nicht komplett darstellen kann, wird dies durch den zweiten Schlauch abgefangen. Ziel dieser Variante ist es also, mögliche Fehler in der Diagnostik ausstellen zu können. Inwieweit man selbst eine Variante mit einem oder mit zwei Schläuchen nutzen möchte, ist eine persönliche Entscheidung. In unserem Test haben wir verschiedene Stethoskope für Sie getestet.

Der Unterschied zwischen einem Flachkopf- und einem Doppelkopf-Stethoskop

Bei der Auswahl von einem akustischen Stethoskop wird schnell deutlich, dass es eine Varianten mit Flachkopf und eine Variante mit Doppelkopf gibt. Das Flachkopf-Stethoskop ist der Klassiker und verfügt nur über den Bereich mit Membran. Ist ein Gerät mit einem Doppelkopf ausgestattet, so kann es gedreht werden. Auf der einen Seite ist das Bruststück mit Membran. Auf der anderen Seite ist ein Trichter. Dieser hat keine Membran. Der Trichter dient dazu, vor allem Geräusche in einem tiefen Spektrum optimal darzustellen.

Interessant: Einige Doppelkopf-Stethoskope haben keinen Trichter, sondern ein weiteres Bruststück mit Membran auf der Rückseite. Hierbei handelt es sich um eine kleinere Ausführung. Diese kann verwendet werden, um Kinder und Säuglinge zu untersuchen. In dem Fall ist es notwendig, die Seite, die nicht auf den Körper gelegt wird, mit einem Finger zu verschließen, damit eine exakte Übertragung der Körpergeräusche gewährleistet werden kann.

Die Qualität der akustischen Ausgabe

Bei einem Blick auf den Markt und das darauf zur Verfügung stehende hohe Angebot an verschiedenen Modellen in einer unterschiedlichen Preisklasse, kommt schnell die Frage auf, ob es möglicherweise qualitative Unterschiede in der Ausgabe der Körpergeräusche gibt. Grundsätzlich ist dies nicht der Fall. In dem Zusammenhang gibt es einige interessante objektive Vergleiche, die durchgeführt wurden. Dazu gehört beispielsweise eine Untersuchung, die durch die University of Alabama durchgeführt wurde. Die Untersuchung zeigt, dass es kaum Unterschiede zwischen den akustischen Eigenschaften von hoch- und niedrigpreisigen Stethoskopen gibt. Zu dieser Erkenntnis kommt auch die ETH Zürich. Die Eigenössische Technische Hochschule von Zürich hat akustische Varianten miteinander verglichen.

Der Blick auf weitere Untersuchungen und Vergleiche zeigt, dass sowohl hochpreisige als auch günstige Stethoskope in der Lage sind, möglichst genaue akustische Signale zu geben und so eine Diagnostik zu unterstützen. Zu dem Ergebnis kommt auch das sogenannte “The Ultimate Acoustic Stethoscope Review“, das durch das “For Us Docs Consumer Magazine for doctors” durchgeführt wurde.

Wichtige Grundlagen für eine gute Auskultation sind:

  • Steifer und kurzer Schlauch
  • Optimale Ausrichtung der Ohrbügel
  • Ohroliven mit einer sehr guten Abdichtung

Das elektronische Stethoskop als Alternative zur klassischen Variante

Eine besonders genaue Ausgabe von Körpergeräuschen mit einem möglichst vollständigen Ausschluss von Außengeräuschen kann durch ein elektronisches Stethoskop gewährleistet werden. Diese Entwicklung in der Medizin und auch in der Industrie hat den Vorteil, dass hier Außengeräusche möglichst komplett abgeschaltet werden können. Sie werden vor allem genutzt, wenn der Anspruch an ein Stethoskop besonders hoch ist. Einige Aspekte, die durch die Modelle geboten werden, sind:

1. Integrierte Verstärker

Die akustischen Verstärker sind eine der Eigenschaften, die bei der Arbeit in der Diagnostik besonders hilfreich sein können. Sie sind in der Lage, mögliche Geräusche noch lauter darzustellen. Auf diese Weise soll es dem Untersuchenden erleichtert werden, Auffälligkeiten zu erkennen.

2. Reduzierung von Störgeräuschen

Gerade in einem Bereich, in dem viele Außengeräusche vorhanden sind, kann es sich als problematisch erweisen, hier auffällige Körpergeräusche wahrzunehmen. Elektronische Stethoskope verfügen normalerweise über ein sogenanntes Noise Cancelling. Bei dieser Variante handelt es sich um eine integrierte Technik, die in der Lage ist, Außengeräusche zu reduzieren. Der Untersuchende muss daher nicht herausfinden, welche Geräusche aus dem Körper kommen oder von außen auf die Untersuchung einwirken.

3. Aufzeichnung der Körpergeräusche

Elektronische Stethoskope sind häufig mit der Eigenschaft versehen, eine bestimmte Menge an Aufnahmen speichern zu können. Dies ist sowohl in der Medizin als auch in der Industrie eine große Hilfe. Auf diese Weise besteht die Option, die Aufzeichnungen miteinander zu vergleichen. Die Aufzeichnungen können normalerweise an den Computer übertragen werden. Hier ist es möglich, sie lauter oder auch leiser zu hören und einen Vergleich vorzunehmen.

Spannend ist die Frage, warum eine Verstärkung so wichtig ist. Tatsächlich werden nach wie vor zahlreiche akustische Stethoskope eingesetzt. Die Übertragung der Körpergeräusche auf diesen Weg ist oft ausreichend. Gerade bei Patienten, die beispielsweise adipös sind, ist es jedoch schwierig, die Geräusche der inneren Organe über ein Stethoskop wahrzunehmen. Durch die Verstärkung werden diese lauter an das Ohr übertragen.

Viele der elektronischen Stethoskope verfügen über eine digitale Anzeige. Diese Anzeige gibt einen Hinweis auf die eingestellte Verstärkung und verweist auf den aktuellen Stand der Batterie. Da die elektronische Technik mit Strom versorgt werden muss, ist der Einsatz von Batterien notwendig. Um rechtzeitig reagieren zu können, wenn sich die Ladung dem Ende zuneigt, ist eine Akkustandanzeige heute bei den meisten Modellen integriert.

Modernes Zeitalter – wie das Smartphone zu einem Stethoskop wird

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Während in der Medizin die Auswahl zwischen akustischem und elektronischem Stethoskop noch immer im Fokus steht, gibt es gerade für den Privatbereich eine interessante Möglichkeit, die bisher allerdings noch nicht Schule gemacht hat. Bei dieser Variante wird eine Membran direkt am Smartphone angebracht. Über diese Membran werden die Körpergeräusche abgehört und auf das Smartphone übertragen. Hier können sie abgespeichert, verglichen und auch analysiert werden.

Ein Bericht darüber ist 2018 in den mobihealthnews erschienen. Das Interesse daran, eine KI (künstliche Intelligenz) zu entwickeln, die auch in der Lage ist, mögliche Diagnosen anhand der aufgenommenen Körpergeräusche stellen zu können. Dies ist aktuell noch ein Plan für die Zukunft, der jedoch Menschen dabei helfen soll, ihren Körper besser beobachten und schneller reagieren zu können, wenn es hier zu Unklarheiten kommt.

Erste Produkte wurden jedoch schon auf dem Markt veröffentlicht. So hat das Unternehmen StethoMe in diesem Zusammenhang eine Digitalisierung von einem klassischen Stethoskop vorgenommen. Hier wird mit Bluetooth gearbeitet. Das Stethoskop funktioniert ohne Schlauch. Es wird auf den Körper gelegt. Die Daten, die hier aufgenommen werden, werden direkt per Bluetooth an das Smartphone übertragen.

Dafür ist eine separate App notwendig. Es ist möglich, eine direkte Übermittlung an den Hausarzt auszuwählen. Die Geräuschmuster werden dann überprüft. Dafür wird auf eine Datenbank zurückgegriffen. So können bereits durch die KI erste Informationen dazu gegeben werden, dass der Patient möglicherweise an einer Lungenentzündung leidet. Entwickelt wurde diese Variante in erster Linie für die Überprüfung der Gesundheit von Kindern.

Die Nachteile der elektronischen Variante

Das Interesse an elektronischen Stethoskopen ist groß. Dennoch gibt es hier einige Nachteile, die bei einer Entscheidung für eine der Varianten berücksichtigt werden sollten. Dazu gehören die folgenden Faktoren:

  • Batterie-Abhängigkeit
  • Hohe Kosten bei der Anschaffung
  • Varianten ohne Schlauch können ohne Batterie gar nicht verwendet werden

Die hohen Kosten bei der Anschaffung sind ein besonders wichtiger Aspekt. Hier stellt sich in erster Linie die Frage, wofür genau das Stethoskop eingesetzt werden soll. Bei einer täglichen Verwendung im medizinischen Bereich, wo genaue Ergebnisse besonders wichtig sind, kann es sehr gute Dienste leisten und rechtfertigt auch den hohen Preis. Bei der Suche nach einer Variante für die private Diagnostik reicht oft auch ein akustisches Stethoskop aus.

Nicht zu unterschätzen ist die Abhängigkeit von der Batterie, die hier immer vorhanden ist. Normale elektronische Stethoskope setzen sich aus den gleichen Basiselementen zusammen, wie es bei akustischen Varianten der Fall ist. Die Elektronik ist hier zusätzlich verbaut. Fällt sie aus, ist das ärgerlich. Das Stethoskop kann dann jedoch normalerweise noch weiter verwendet werden. Anders sieht es aus, wenn sich für ein komplett elektronisches Stethoskop entschieden wird.

Hierbei handelt es sich um eine Variante, bei der auf einen Schlauch verzichtet wird. Ist die Batterieladung hier aufgebraucht und besteht auch keine Möglichkeit, diese zu ersetzen, kann das Gerät in dem Moment gar nicht verwendet werden. Gerade im medizinischen Alltag kann das zu einem großen Problem werden, da das Stethoskop nach wie vor zu den wichtigsten Geräten eines Arztes gehört.

Fazit: Akustische Stethoskope noch immer auf dem Vormarsch

Die Technik schreitet voran, beim Stethoskop jedoch setzen noch immer viele Nutzer sehr gerne auf die akustische Variante. Diese hat sich bereits seit 200 Jahren bewährt und arbeitet auf der Basis von physikalischen Erkenntnissen. Zwar kann ein elektronisches Stethoskop die Diagnose deutlich erleichtern und auch dabei helfen, durch integrierte Verstärker besonders genaue Ergebnisse zu bekommen.

Allerdings bringt es auch einige Nachteile mit sich, die vor allem auf dem Fakt basieren, dass elektronische Lösungen immer auf eine Zufuhr von Energie angewiesen sind. Diese kann jedoch nicht ständig garantiert werden. Gleiches gilt für Lösungen, die ganz ohne Schlauch und Ohrstück auskommen. Was auf den ersten Blick praktisch wirkt, hat noch einige Kinderkrankheiten.

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