Lichttherapie: Auch bei der Behandlung bipolarer Störungen wirksam

Ärzte setzen Lichttherapie erfolgreich bei manisch-depressiven Patienten ein. Tageslicht könnte Patienten auch im privaten Umfeld helfen.

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Als bipolare Störung wird eine chronisch verlaufende psychische Erkrankung bezeichnet. Kennzeichnend ist dabei, dass sich manische Hochphasen und depressive Verstimmungen miteinander abwechseln. Schon seit Langem wird die Lichttherapie vor allem bei Depressionen wie zum Beispiel saisonalen Tiefphasen erfolgreich eingesetzt.

Eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 2017 der Universität Pittsburgh Medical Center zeigt, dass auch bipolare Menschen von diesem therapeutischen Ansatz mit Licht profitieren könnten.

Deshalb wird die Lichttherapie insbesondere bei Beteiligung saisonaler Effekte in der dunklen Jahreszeit bereits seit einigen Jahren in den ärztlichen Leitlinien zur Behandlung bipolarer Studien beschrieben. (DGBS, DGPPN, S3-Leitlinie – Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 2013, S. 84,85)

Die wissenschaftliche Studie der Universität Pittsburgh macht deutlich, dass manisch-depressive Patienten besonders effektiv auf Sitzungen mit einer Tageslichtlampe in dem Zeitraum zwischen 12:00 und 14:30 Uhr am Tag ansprechen. Im Vergleich mit der Bestrahlung durch eine Rotlichtlampe erzielte die Tageslichtbestrahlung überzeugend bessere Werte

Lichttherapie begegnet Herausforderungen der Bipolarität

Bipolare Störungen sind von extremen Stimmungsschwankungen gekennzeichnet. Manien wechseln sich mit Hypomanien ab.
Die Manie ist ein Zustand übersteigerter Aktivität und Erregbarkeit. Symptome wie diese sind typisch für die manische Phase:

  • Unruhe und Nervosität
  • Hang zur Gesprächigkeit bis hin zur Geschwätzigkeit
  • Erregung und Überaktivität
  • Mangelnde Konzentrationsfähigkeit und leichte Ablenkbarkeit
  • Steigerung verantwortungslose Triebtendenzen und übertriebenes Sexualverhalten

Der hypomanische Zustand – das Stimmungstief – zeichnet sich durch charakteristische depressive Symptome wie Verstimmung, Antriebslosigkeit, Interessenverlust bis hin zur Selbstmordneigung aus.

Anders als bei rein depressiven Störungen versuchen Behandlungsansätze bei manisch-depressiven Erkrankungen das Überwechseln in einen extremen Stimmungszustand zu verhindern.

Die US-amerikanische Studie konnte zeigen, dass Behandlung mit Tageslicht Hypomanien erfolgreich unterbinden konnte. Es sind bis heute einige Detailfragen zum Thema offen. Zum Beispiel wie lange die Wirkung der Tageslichtbestrahlung anhält.

Eine besonders stringent durchgeführte Studie aus China bestätigte die Wirksamkeit der Lichttherapie bei der bipolaren Störung. Die Wissenschaftler haben bei dieser Studie besonders streng auf die Trennung der jeweiligen Kontrollgruppen. Die Studie wurde randomisiert durchgeführt.

Bei dieser wissenschaftlichen Auswertung wurden die Behandlungen in den Morgenstunden über einen Zeitraum von 14 Tagen angesetzt. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe sprachen über 78 % der Patienten auf die Lichttherapie an. Es kam nicht zu einem Abgleiten in die Hypomanie.

Wichtig: Personen mit einer bipolaren Störung sollten die Lichttherapie niemals selbständig durchführen. Eine Lichttherapie kann in bestimmten Fällen eine Manie mit erheblichen weiteren Risiken auslösen. Besprechen Sie eine mögliche Behandlung stets mit dem behandelnden Arzt.

Lichttherapie schon lange bekannt

Therapeutische Ansätze mit Licht gehen zurück bis in das Altertum. Licht unterstützt die Behandlung bei vielen Erkrankungen und Beschwerden. Das gilt nicht nur für Depressionen. Auch Hauterkrankungen sprechen auf Lichttherapie an. Dabei ist die Wirkung nicht nur psychologischer Natur.

Bestimmte körperliche Prozesse reagieren auf den Einfluss von Licht. Das gilt beispielsweise für die Ausschüttung von Botenstoffen wie Serotonin. Auch das Immunsystem kann von Licht positiv beeinflusst werden. Tageslicht und damit Tageslichtlampen stechen dabei hervor.

Das gilt insbesondere auch für saisonale Depressionen und andere depressive Erkrankungen.

Die Fototherapie (übergeordneter Begriff zur Lichttherapie) hat dabei gleichermaßen private und medizinische Bereiche erreicht. Deshalb interessieren sich viele Betroffene für den Einsatz von Tageslichtlampen daheim.

Im privaten Umfeld können Tageslichtlampen leicht und präzise eingesetzt werden. Mit Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit ist dabei nicht zu rechnen, wenn die Anwendungen eher in der ersten Hälfte des Tages erfolgen.

Lichttherapie als weiteres Forschungsfeld

Die positiven Erfahrungen auch bei bipolaren Störungen zeigen, dass die Einsatzbereiche für die Lichttherapie noch lange nicht abschließend erforscht worden sind.

Besonders hervorzuheben ist bei lichttherapeutischen Anwendungen mit Tageslicht, dass es sich um eine nebenwirkungsarme Behandlung handelt. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse beeindruckend. Zumindest als Ergänzung anderer Behandlungsformen hat die Lichttherapie ein großes Potenzial. Die Möglichkeiten erscheinen dabei immer noch nicht vollständig ausgeschöpft zu sein.

Hoffnung für bipolare Patienten

Bipolare Störungen setzen Betroffene häufig noch stärker unter Leidensdruck als depressive Menschen. Auch das menschliche Umfeld leidet intensiv unter den extremen Stimmungsschwankungen der Manisch-Depressiven.

Mit der Lichttherapie über Tageslicht steht eine Behandlungsmethode zur Verfügung, die auch im privaten Bereich unkompliziert eingesetzt werden könnte.

Die bisherigen wissenschaftlichen Studien zeigen, dass damit ausgezeichnete Resultate erzielt werden können. Beide Studien machen deutlich, dass das Abgleiten in einen extremen Stimmungszustand wie die Hypomanie mit der Lichttherapie verhindert werden kann.

Betroffene können von einem Behandlungsansatz profitieren, der zumindest die medikamentöse Therapie ergänzen kann.

Noch offen ist, ob die Lichttherapie dauerhafte Effekte zeitigen kann. Die Behandlungszeiten sind in den Studien relativ kurz angesetzt. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

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